Meine Geschichte von Cassandra (2000)

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Ich bin hochbegabt (mathematisch-naturwissenschaftlich, sprachlich und künstlerisch) und war auf einer normalen Schule. Heute bin ich 16 Jahre alt und mache eine Ausbildung in der Computerbranche; ich werde die Ausbildung nach zwei anstatt drei Jahren beenden können und werde danach studieren.

Mit einem Jahr konnte ich ganze Sätze sprechen, mit drei Jahren konnte ich lesen und mit vier oder fünf Jahren kannte ich alle einheimischen und auch exotischen Tiere und Pflanzen und konnte deren Lebensweise beschreiben.

In der Grundschule haben die Lehrer schon bemerkt, dass ich anders bin, aber ich durfte nicht aufs Gymnasium gehen, weil ich angeblich nicht dazu fähig wäre. (Meine Mitschüler haben mich ab der dritten Klasse gemobbt, weil sie neidisch waren, und wenn ich dann heulend das Klassenzimmer verlassen habe, weil sie zum Beispiel eine mühevoll angefertigte Zeichnung zerrissen haben, dann hieß es, ich soll mich nicht so anstellen…) Ich kam also zunächst auf eine Hauptschule (!), von der ich nach der sechsten Klasse den Übertritt auf eine Realschule machen konnte. Ich hatte mich all die Jahre schrecklich gelangweilt, habe nie auf eine Klausur gelernt. Wenn ich nach Hause kam, habe ich gleich meine Hausaufgaben gemacht (höchstens eine Stunde lang) und dann gelernt – nicht die Themen von der Schule, sondern Quantenphysik, höhere Mathematik, Astronomie…

Ich hatte durchwegs gute Noten und ich hatte in der Realschule auch mit den Lehrern Glück. Sie haben mir Zusatzaufgaben gegeben und ich durfte zum Beispiel auch ab und zu Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern halten. Meine Lehrer wussten, was mit mir los ist und sie haben mich auch dementsprechend behandelt. Ich konnte mit ihnen über das reden, wofür sich sonst niemand interessierte (Heisenbergsche Unschärferelation, neuronale Netze, Planck’sches Wirkungsquantum). Es war zwar nicht optimal, denn mir war immer noch langweilig. Aber ich wurde wenigstens akzeptiert – auch von meinen Mitschülern. An der Realschule fand ich wieder die Freude am Leben, die ich in der Grundschule verloren hatte.

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